Das Kreuzigungs-Fenster


Wo ist der Gekreuzigte? Das Kreuz ist leer – umrahmt von hellen, freundlichen Farben. Der Künstler verzichtete auf die Darstellung eines konkreten leidenden Menschen. Stattdessen setzte er Hände und Füße in Glas vor das Kreuz. Die Glasskulpturen sind sehr einfach gestaltet. So fehlt z.B. die Andeutung von Kreuzigungsnägeln. Es könnten ebenso gut Abdrücke unserer eigenen Hände und Füße sein. Am Kreuz  leidet Jesus von Nazareth so wie wir dort leiden würden. Sein Schmerz ist nicht fern von unserem Schmerz. Das leere Kreuz lädt die Betrachter ein, ihre eigenen Erfahrungen von Angst, Demütigung und Leid dort in Gedanken hineinzustellen und sie mit Christi Leiden zu teilen.

Der Apostel Paulus im Brief an die römische Gemeinde (Kapitel 14,3): 


„Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir den Herrn, sterben wir, so sterben wir den Herrn. Darum: Wir leben oder sterben, so sind wir dem Herrn.“

Von nachmittäglichen Sonnenstrahlen getroffen funkelt die Dornen-krone aus Glas, als wäre sie eine Krone aus Edelsteinen.
Die Kreuzigung ist eine Erniedrigung, und die Dornenkrone diente als Spott und als Folter. Zugleich aber ist die Kreuzigung eine Erhöhung, weil Menschen zu Jesus am Kreuz aufschauen und erfahren, dass der Leidende nicht bei sich bleibt, sondern für andere stirbt. Erniedrigung oder Erhöhung? Dornenkrone oder Juwel? Das liegt daran, in welchem Licht die Kreuzigung betrachtet wird.


Im Johannes-Evangelium kündigt Jesus seinen Tod an (Johannes 3,14-15):

„Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben.“




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