09. November 2023

Gaststudentin aus Afrika engagiert in Evangelischer Studierendengemeinde


Während der Pandemie fand Assibi aus Togo Unterstützung und Anschluss in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Saarbrücken. Heute engagiert sie sich dort ehrenamtlich an vielen Stellen, um jene mit ihrer Persönlichkeit zu bereichern, die sie bereichert haben.

Auf den ersten Blick wirkt sie zierlich, fängt sie an zu reden, sprüht sie vor Tatkraft. Assibi Eklou aus Togo, mit strahlendem Lächeln, lebt im Wohnheim der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Saarbrücken. Für sie ist die Einrichtung am Waldhausweg nicht nur Bleibe, sondern auch ein „Ort der Begegnung“. Und so engagiert sie sich dort unter anderem in studentischen Gremien wie der Heimleitung. Umgekehrt half ihr die ESG, als sie Unterstützung brauchte.

Assibi stammt aus Togos Hauptstadt Lomé, wo sie als Jüngste von fünf Kinder einer Bibliothekarin und eines Schifffahrtunternehmers aufwuchs. Ihre Muttersprache ist Ewe, aber von klein auf hat sie darüber hinaus die Amtssprache Französisch gelernt. Zur deutschen Sprache fand sie vergleichsweise spät. „Auf dem Gymnasium konnte ich Deutsch als Wahlpflichtfach nehmen“, erzählt sie in fast perfektem Deutsch. Gefallen hat ihr die Sprache auf Anhieb. 2013 konnte sie sogar im Rahmen eines Stipendiums drei Wochen Deutschland besuchen. Das gab den Ausschlag für ihren Wunsch, später Germanistik zu studieren. Nach ihrem Bachelor an der Hochschule ihrer Heimatstadt, wollte sie ihren Master in Deutschland machen.

So kam sie im Herbst 2019 zum Studium an die Universität des Saarlandes nach Saarbrücken, wenige Monate vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Vorbereitungskurse für Gaststudierende konnte Assibi noch besuchen, aber kurz bevor es richtig losgehen sollte, kam der erste Lockdown. Die Folge: Alle Lehrveranstaltungen fanden nur noch digital statt. „Das war ganz schrecklich“, erinnert sich Assibi zurück. Schließlich wollte sie durch das Auslandsstudium ihre Sprachfähigkeiten verbessern. Ohne direkten Kontakte zu Mitstudierenden war das nicht möglich. Die 26-Jährige machte das Beste daraus, begann ihr Studium erst einmal mit ihrem Nebenfach Deutsche Sprachwissenschaft, das mehr auf Theorie denn Praxis ausgerichtet war.

Doch als die Pandemie-Monate länger und länger wurden, stellten sich weitere Probleme ein, auch finanzielle. Denn ihr Studium verlängerte sich, aber nicht das Geld, das sie dafür zur Verfügung hatte. Jobs für Studierende wurden rar im Lockdown, es gab keine Möglichkeiten für sie etwas zu verdienen. Ersparnisse waren bald aufgebraucht. Hinzu kamen die Belastungen durch die digitalen Semester und die fehlenden Kontakte.

Mit ihren Mitbewohnern in ihrer Saarbrücker WG, die alle keine Studierenden waren, konnte sie nicht über ihre Sorgen sprechen. In ihrer Not wandte sie sich schließlich an die Studierendenberatung in der Saarbrücker ESG, wo sie Rat und Hilfe fand beim Studienbegleitprogramm (STUBE), der Plattform für internationale Studierende aus Ländern in Lateinamerika, Asien, Afrika und Osteuropa, die langfristig in Deutschland bzw. dem Saarland studieren.

Dass Assibis Geschichte kein Einzelfall ist, weiß Anja Laue, Studierendenberaterin für internationale Studierende in der ESG und STUBE-Referentin. Sie hat viele Gespräche während der Pandemie geführt, die Herausforderungen waren meist die gleichen. „Internationale Studierende können kein BAFöG beantragen. Wer nicht arbeiten kann, kann nichts dazuverdienen“, erklärt sie. In dieser Situation sprang immer wieder die ESG ein, gewährte kurzfristig niedrigschwellige Finanzspritzen aus einem Ökumenischen Notfonds von Brot für die Welt. „Das hat vielen geholfen, über die Runden zu kommen“, sagt Laue. Ziel sei es dabei immer, Studienabbrüche zur verhindern und Studierende zu ermutigen weiter zu machen statt aufzugeben.

Auch Assibi hat von dem Notfonds profitiert. Die Unterstützung half ihr nicht nur zurechtzukommen, sondern ermöglichte auch ihren Umzug ins Wohnheim der ESG im April 2021. „In der WG war ich unglücklich“, bedauert Assibi. Im Wohnheim dagegen hatte sie ständig Kontakt zu anderen Studierenden und blühte regelrecht auf. „Sie hat sich von Anfang an überall eingebracht, hat Veranstaltungen erst begleitet, dann mitorganisiert und selbst moderiert“, freut sich Anja Laue. Beim Nachdenken darüber, wo sich Assibi überall engagiert hat, müssen beide Frauen ihre Finger zusammenrechnen. Ob Sommerfest, thematische Exkursionen oder Wohnheimveranstaltungen – Assibi war dabei. Sie ließ sich zur Fairtrade-Botschafterin ausbilden und wirkte an Infoständen mit. Auch in der Studierendengemeinde übernahm sie Verantwortung, wurde Teil der Gemeindeleitung und nahm als Saarbrücker Delegierte an Studienkonferenzen der Bundes-ESG teil. Hinzu kommt ihr Engagement bei STUBE und als Mediatorin im Wohnheim. Sie vermittelt bei (inter)kulturellen oder zwischenmenschlichen Konflikten unter den Bewohner:innen aus 25 Herkunftsländern. Dabei helfen ihr ihre Sprachkenntnisse, aber auch die religiöse Vielfalt in ihrem Heimatland, denn Christ:innen wie sie selbst machen etwa ein Drittel der Bevölkerung aus, neben traditionellen Religionen und dem Islam.

Für Assibi ist ihr umfangreiches ehrenamtliches Engagement neben Studium und inzwischen auch HiWi-Job eine Ehrensache. „Man lernt dabei sehr viel für sich selbst, erlernt interkulturelle Kompetenzen, man kommt ins Gespräch“, freut sie sich. Man entwickele sich persönlich weiter, all das sei sehr bereichernd. Davon möchte sie nun etwas zurückgeben oder, wie sie sagt, „andere mit meiner Persönlichkeit bereichern“.

Voraussichtlich im kommenden Frühjahr wird Assibi ihr Studium abschließen. Vorerst möchte sie in Deutschland bleiben, solange ihr Vertrag als Tutorin im Internationalen Studierendenzentrum der Universität noch läuft. Und dann? „Ich werde wieder nach Togo zurückgehen und dort als Lehrerin oder Dozentin arbeiten“, sagt sie. Vielleicht am Goethe-Institut in Lomé, denn Deutschland und der ESG möchte sie verbunden bleiben.





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